Im 10. Dezember hatte das Stück Von einem, der auszog, das Fürchten zu lernen,
das ich gemeinsam mit dem Moskauer Autor Michail Bartenjev geschrieben habe, als Weihnachtsmärchen im Stadttheater Fürth, Großes Haus, Premiere
Erschienen in den „Kinder- und Hausmärchen“ der Gebrüder Grimm, hat das Märchen „Von einem, der auszog, das Fürchten zu lernen“ Einzug gefunden in unser sprachliches wie kulturelles Erbe. „Kegeln mit Köpfen? Wie gruselig!“ – Was so im jugendlichen Sprachgebrauch angekommen und gegenwärtig ist, gelangte erst durch dieses Märchen ins Hochdeutsche: das Gruseln. Im diesjährigen Familienstück zur Weihnachtszeit wollen wir unserem kleinen Publikum natürlich nicht das Gruseln beibringen oder den großen Besuchern mit einem oberflächlichen Budenzauber wohlige Schauer über den Rücken laufen lassen. Die aktuelle und doch zeitlose Bühnenfassung von Michail Bartenjew und Jutta Schubert zeigt, dass Angst ein Wesenszug aller Menschen ist, der uns innewohnt und dem wir uns immer wieder stellen müssen, den wir aber auch zum Glücklichsein brauchen. Furcht und Angst können aber auch etwas sein, das andere in uns erzeugen wollen, um uns in ihrem Interesse zu beeinflussen und zu manipulieren. Diesen Unterschied arbeitet die vorliegende Fassung in einer poetisch ausgefeilten Sprache – die dabei aber immer zeitgemäß und authentisch bleibt bisweilen auch hochkomisch wird – klar heraus. Der Held entwickelt sich im Laufe des Stücks von einem furchtlosen Naivling zu einem besorgten Menschen, der die Angst kennenlernt: in der Sorge, dass einem geliebten Menschen etwas zustoßen könne. Eine Parabel, die uns allen in Furcht einflößenden Zeiten Mut zusprechen kann, sich Angstmachern entgegenzustellen und Mitmenschlichkeit zu leben.